Geschichte
Die ersten Gebäude des Vicus entstanden um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. in Holzbauweise. Sie wurden zumeist in der ersten Hälfte des
2. Jahrhunderts durch Steinbauten oder durch Häuser in Mischbauweise ersetzt.
Eisenberg, frühchristlicher Brotstempel aus dem spätantiken Burgus.Eine gewisse Zäsur scheint bei den Germanenangriffen zwischen 260/275
stattgefunden zu haben: In einigen aber nicht in allen Gebäuden wurden Brandschichten festgestellt, die Münzen dieser Zeit enthielten.
Einen besonderen Schwerpunkt bilden hierbei die Prägungen der Gallischen Usurpatoren Tetricus I und Tetricus II (reg. 271-274 n.Chr.).
Hieraus ist zu schließen, daß der Eisenberger Vicus von den Angriffen um 275 besonders schwer betroffen war.
Nach diesen ersten Verheerungen erholte sich der Vicus in Constantinischer Zeit (erste Hälfte 4. Jh.) offensichtlich noch einmal:
Verschiedene Gebäude wurden renoviert und zum Teil sogar vergrößert. Allerdings wurden nicht alle zerstörten Häuser wieder aufgebaut.
Der hohe Bedarf an dem wichtigen Rohstoff Eisen dürfte mit ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass der Vicus nicht aufgegeben wurde.
Es scheint in diesem Zeitraum nochmals zu einer wirtschaftlichen Blüte gekommen zu sein. Dafür spricht u.a. die große Menge der
geborgenen Bronzemünzen aus der ersten Hälfte des 4. Jhs., die den größten Anteil unter den insgesamt in Eisenberg entdeckten Münzen
darstellen. Abgesehen von der Tatsache, dass es sich um Massenprägungen handelt, belegen diese Münzfunde einen regen Geldumlauf,
der auf ein funktionierendes Wirtschaftsleben schließen lässt.
Um die Mitte des 4. Jhs. kam es dann zu einem weiteren massiven Einschnitt. Im Jahr 350 putschte der Feldherr Magnentius gegen den
rechtmäßigen Kaiser Constans, der den Westteil des Reiches regierte. Als es zum Krieg zwischen dem Usurpator und dem im Osten regierenden
Bruder des Constans, Constantius II. kam, nutzten die rechtsrheinischen Alamannen die Gelegenheit und fielen in das weitgehend von Truppen
entblößte linksrheinische Gebiet ein (352/3). Verschiedene Quellen behaupten, dass Constantius II. die Germanen dazu regelrecht aufgefordert
habe, um seinem Gegner auf diese Art zu schwächen. Die Folge dieses Angriffs war u.a. die Verwüstung eines ca. 50 km langen Areals zwischen
Mainz und Straßburg. Bis auf die ummauerten Städte stand in dem gesamten Gebiet kaum noch ein Stein auf dem anderen. Auch der Eisenberger
Vicus wurde dementsprechend stark zerstört. Erst gegen 357, unter Führung des späteren Kaisers Julian, konnte die Region zurückgewonnen werden.
Der Vicus von Eisenberg wurde nach den Verwüstungen scheinbar nicht völlig aufgegeben. So gibt es Hinweise auf Wiederaufbau zumindest bei
einem Teil der Gebäude. Verschiedene Münzfunde lassen auf eine Nutzung dieser Bereiche bis zum Ende des 4., möglicherweise bis in die erste
Hälfte des 5. Jhs. schließen. Die Tatsache, dass bisher weder die letzten Emissionen des Constantius II. noch Prägungen von Julian (361-364)
hier gefunden wurden, könnte bedeuten, dass die "Wiederbesiedelung" erst in den 60er Jahren des Jahrhunderts stattfand.
Da gerade in solchen Krisenzeiten die Versorgung mit Rohstoffen aufrecht erhalten werden musste, war es notwendig noch zugängliche
Lagerstätten, wie die Eisenerzvorkommen rund um Eisenberg, zu nutzen und zu sichern.
Hier liegt möglicherweise ein Grund für die Errichtung des Eisenberger Burgus. Die spätantike Kleinfestung wurde gegen 370 im Rahmen des
Grenzbefestigungsprogramms unter Kaiser Valentinian I. auf einem einplanierten Areal im Westen des Vicus erbaut. Dabei wurde ein Teil des
Steinmaterials der Häuser sowie verschiedene Altäre und Inschriftensteine verwendet.
Der Burgus diente zur Sicherung der großen Fernstrasse, aber vermutlich auch als "Fliehburg" oder Vorratsspeicher für die verbliebene
Bevölkerung. Ob in dieser Zeit auch noch Roheisen produziert konnte bislang nicht konkret nachgewiesen werden.
Zwischen 430 und 455 wurde der Burgus aufgegeben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte auch der Vicus endgültig aufgelassen sein worden.